Die Idee
Der Verein ist die Antwort auf zahlreiche Hilferufe christlicher Familien aus dem Hl. Land. Es sind vor allem Familien, die ihre Last nicht mehr tragen können. Viele sind aus ihrer Heimat geflohen oder haben sie aus wirtschaftlichen Gründen unfreiwillig verlassen müssen. Wer noch geblieben ist, bedarf unserer besonderen Aufmerksamkeit. Wer als Kriegsflüchtling gegangen ist, steht möglicherweise vor unserer Tür. Dabei ist die materielle Stütze oft nicht das vorrangige Problem, sondern die Wahrnehmung ihrer extrem schwierigen Situation. Ihre Hoffnung auf Zuspruch darf nicht ins Leere laufen. Ob wir uns gegenseitig wahrnehmen und wie wir uns hilfreich zur Seite stehen, lässt sich am Ergebnis messen.
Christen zuerst. Sie werden sich vielleicht fragen, warum unterstützt der Verein nur Christen und nicht auch Muslime oder Menschen anderer Religionen in dieser Region?
Einmal, weil wir auf die konkreten Hilferufe christlicher Familien antworten, dann aber auch, weil sie, unsere Geschwister im Glauben, in Bedrängnis sind. Ihnen dürfen wir vor anderen Menschen mit den Worten des Hl. Apostels Paulus Priorität zuerkennen: „Deshalb wollen wir, solange wir noch Zeit haben, allen Menschen Gutes tun, besonders aber denen, die mit uns im Glauben verbunden sind“(Gal 6,10, EÜ). Präziser übersetzt lautet die paulinische Empfehlung: “wie wir Zeit haben, lasst uns wirken das Gute zu allen, am meisten aber zu den Hausgenossen des Glaubens“ (Gal 6,19, MNT). Weil Christen als Hausgenossen einem Haus, einer Kirche angehören, ja, ein Leib sind, sollen sie sich als Geschwister verstehen. Ihre Liebe ist eine Geschwisterliebe, die zunächst an sich denken darf, ehe sie sich in der Gemeinschaft gestärkt der Nächsten- und sogar der Feindesliebe zuwendet. Idealerweise verstehen sich Christen als eine Gemeinde von Gläubigen („family of the faith“) und rücken wie „ein Herz und eine Seele“ zusammen (Apg 4,32). Auf Christus getauft gibt es keinen Unterschied mehr zwischen Juden und Griechen, Sklaven und Freie, männliches und weibliches. Wir sind alle, so der Hl. Paulus, „einer“ in Christus Jesus (vgl. Gal 3,27). Gerade einzelnen Gliedern in Not dürfen wir unsere Aufmerksamkeit nicht verschließen. „Wir sind berufen, in ihnen den leidenden Christus zu erkennen und ihm nahe zu sein, auch wenn uns das augenscheinlich keine greifbaren und unmittelbaren Vorteile bringt.“ (Papst Franziskus, Evangelium Gaudium).
Von einer ersten Kollekte für die Muttergemeinde in Jerusalem weiß der Apostel Paulus zu berichten. Es ist die Priorität des Ortes (Muttergemeinde) und dann auch der Judenchristen gegenüber den Heidenchristen, dass sich damals Christen in der Ferne in die Pflicht nehmen ließen. Und ein einheitsstiftendes Mittel für alle Gemeinden war diese Sammlung zudem: „Mazedonien und Achaia haben eine Sammlung beschlossen für die Armen unter den Heiligen in Jerusalem. Sie haben das beschlossen, weil sie ihre Schuldner sind. Denn wenn die Heiden an ihren geistlichen Gütern Anteil erhalten haben, so sind sie auch verpflichtet, ihnen mit irdischen Gütern zu dienen“ (Röm 15,26f). Die Idee der sonntäglichen Kollekte findet hier ihren Ursprung und wird für die Korinther konkret benannt: „Jeder soll immer am ersten Tag der Woche etwas zurücklegen und so zusammensparen, was er kann“ (1Kor 16,2a).
Vom Beten zum Handeln. Den Christen im Hl. Land unsere Aufmerksamkeit zu schenken und sich mit ihnen im Gebet sowie in tätiger Liebe zu verbinden, grenzt Menschen anderer Religionen im Hl. Land nicht aus, ist vielmehr Geschwisterliebe (diakonia) und für uns ein wunderbares Geschenk, eine Zeit der Gnade.
Wer heute als Christ im Hl. Land bleibt, bedarf oft der sozialen Stütze. Die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhänge sind vielerorts dramatisch bis katastrophal. Die Kirchengemeinden und die Kirchen, die im Hl. Land ohne Kirchensteuer auskommen, sind selbst verarmt, so dass sie kaum materielle Hilfen für Familien anbieten können. Von den Kirchenleitungen können immer weniger finanzielle Unterstützungen erwartet werden, da diese derzeit in die Krisengebiete Syriens oder des Irak abgezogen werden.
Es ist daher ein Gebot der Stunde, helfend tätig zu werden. Zuwendungen sind ein erstes Zeichen, besser sind Hilfen, Aktionen und Projekte, die ein wirtschaftliches Einkommen ermöglichen und dank der eigenen Hände Arbeit ein Bleiben in Würde erlauben und der Jugend Hoffnung auf Zukunft geben. Unsere aktuellen Projekte legen darauf ihre Schwerpunkte. Der Verein versucht es im Gebet zuerst und dann auch in der guten Tat. Das fürbittende Gebet ist Geben und sich eins machen, gegenseitiges Geben und Nehmen, was immer gelingt.
„Um die neunte Stunde“ (ca. 15.00Uhr) (Mt 27,46). Vielleicht gelingt sogar die Vereinbarung einer bestimmten Zeit, in der viele Christen sich zu ein Netzwerk zusammenfügen lassen. Nicht weil sie es in dieser besonders umtriebigen Tageszeit wünschen, sondern weil Gott diese Zeit für uns vorgesehen hat. Für Christen gibt es nur einen theologisch nennenswerten, bedeutenden Zeitpunkt am Tag, in der Woche und im Jahr. Er will unser Bewusstsein und Handeln ändern: Die Stunde der Barmherzigkeit, „um die neunte Stunde“.
Das Hl. Land, in der territorialen Abgrenzung wie wir es verstehen, geht zurück bis in die byzantinische Zeit. Wenn dort vom Hl. Land die Rede ist, dann ist nicht nur das Gebiet des heutigen Staates Israel und der Palästinensischen Autonomie gemeint, sondern auch das heutige Jordanien, Syrien, der Libanon, die Osttürkei, der Irak und Ägypten. Die älteste Landkarte des Hl. Landes aus dem 6. Jhd, die Karte von Madaba, bezeugt ein ähnliches Territorium. Was zeichnet dieses Land als Hl. Land aus?
Gott hat dieses Land erwählt, um nicht zufällig sondern mit Absicht dort Mensch zu werden. Von dort geht seine Botschaft in die ganze Welt hinaus. Das Hl. Land umgrenzt daher nicht nur die Ursprungsländer und territorialen Wurzeln unseres Glaubens, sondern mehr noch den Willen Gottes genau dort Mensch werden zu wollen. Jesus wird in Betlehem geboren (heute Palästinensische Autonomie), hat in Galiläa (heute Israel) das Evangelium verkündet, hat in Jerusalem für uns gelitten und ist vor den Mauern Jerusalems „für unsere Sünden gestorben“. „Gott hat ihn (dort) von den Toten auferweckt“ und er wird vom Ölberg her wiederkommen in Herrlichkeit (Apg 1,11). Von der Hl. Stadt Jerusalem also geht seine Botschaft in die ganze Welt hinaus.
Geheiligt wird Ägypten durch Jesu Aufenthalt in seiner frühen Kindheit. Als Flüchtling kann Jesus dort mit seinen Eltern mehrere Jahre gelebt haben (vgl. Mt 2,13-15). Nach seiner Rückkehr in das „Land Israel“ (Mt 2,20f) lebt er viele Jahre im „Gebiet von Galiläa“ (Mt 2,22), ehe er in seiner öffentlichen Wirksamkeit bis in die Dekapolis (heute Jordanien) und nach Tyrus und Sidon (heute Libanon) das Reich Gottes verkündet. „Die Leute des (neuen) Wegs“ bringen die Kunde des Auferstandenen bis in die Metropole Antiochia am Orontes (heute Osttürkei), bevor sie dort erstmals „Christen“ genannt werden. Der auferstandene Christus Jesus stellt sich Paulus vor Damaskus (heute Darayya) in den Weg und ein Jünger namens Hananias besucht Paulus im Haus des Judas, um ihn weiter in den „(neuen) Weg“ einzuführen. Die Heilsgeschichte der Kirche hat freilich bereits mit Abraham, dem Vater des Glaubens begonnen, der in Ur in Chaldäa (heute Irak) gelebt hat und von dort aufgebrochen ist in das Land, das der Herr ihm zeigen wollte (vgl. Vat. II, Nostra aetate Art. 4).
Schon sehr früh haben sich Christen berufen gefühlt, in der Nähe ihres Herrn bzw. seiner Heiligen zu leben. Christen leben daher nicht als Gäste, sondern soweit es ihnen erlaubt wird, als frühe Zeugen und über viele Generationen im Hl. Land an der Wiege des frühen Christentums.
Kollekten, Zuwendungen und Spenden aller Art leiten wir für unserer Projekte, Bedürftige oder Ihre bedürftigen Wunschadressaten direkt oder über unsere Direktion in Bet Sahour (Palästina) an die Christen ins Hl. Land weiter. Unsere Bankverbindungen sorgen für eine sehr schnelle Zustellung von Geldspenden. Für Syrien und den Irak, wo derzeit ein direkter Geldtransfer nicht mehr funktioniert, haben wir spezielle Kuriere.
Das Gesamtkonzept unserer Nonprofit-Organisation könnte man zusammenfassen mit den Begriffen: sehen - beurteilen – handeln. Als christlicher gemeinnütziger Verein lassen wir uns tragen von einer klaren Handlungsabfolge: Spiritualität zuerst, Mildtätigkeit, wo es Not tut - struktureller Aufbau, damit Zukunft wächst.